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Felsenpinguin bei Puerto Deseado


Patagonien -  Feuerland  - Uruguay 28.10. - 19.12.2019

Das südliche Südamerika ist mit vielen Grenzwechseln zwischen Chile und Argentinien verbunden und jedes Mal muss der ganze administrative Aufwand erledigt werden. Die Chilenen kontrollieren auch in den abgelegensten Gebieten, dass keine land-wirtschaftlichen Produkte eingeführt werden, egal ob in den nächsten Tagen eingekauft werden kann oder Hungersnot droht. Nun bin ich also wieder in Argentinien, in Los Antiguos am Lago Buenos Aires. Breite Strassen, alle Richtungsgetrennt und mit Beleuchtung ausgebaut, die wohl das Verkehrsaufkommen eines Jahres in einem Tag aufnehmen können, wecken bei mir den Eindruck von Baumafia, Bestechung und Stimmenfang der Politiker. Die Restaurants haben italienisches Flair und wenn Internet vorhanden ist, wird das mit einem grossen WiFi-Kleber an der Türe angezeigt. Die Gegend ist bekannt für ihre Kirschenplantagen und Produkte, die in jedem Laden angeboten werden. Mitte Januar ist jeweils ein grosses Kirschenfestival. Auf der Strasse 43 fahre ich östlich um auf die Ruta 40 zu gelangen, die mich durch die unendliche Pampas nach Süden führt. Nach knapp 100 km erfolgt der erste Abstecher zu der Cueva de las Manos. Hier sind hunderte von meistens linken Händen an den Felswänden zu sehen. Die Hand ist negativ und die rechte wurde zum Farbauftrag benötigt, der mit Gräser, Tierharen  oder durch dünne Pflanzenrohre gespritzt wurde. Es sind auch sechsfingerige oder deformierte Hände zusehen, was von Inzucht und Arthritis zeugt. Einige Tierbilder und eine Jagdszene die genau zur Gegend passt sind auch zu sehen. Die ältesten Bilder sind 9000 Jahre alt und das Ganze steht unter dem Schutz der UNESCO. Das nächste Ziel ist der Lago Posadas an der chilenischen Grenze, der vor einer verschneiten Bergkette liegt. Hier gibt es einige schöne Übernachtungsplätze und Schilfbestände, aber ich bin mit einem heftigen und kalten Wind allein. Die Rückfahrt über den Lago Ghio führt durch eine fantastische Landschaft mit Felsen in allen Farbtönen, weisse Salzseen und einem entzückendem Blau des Lago Ghio. In Gobernador Gregores stehen auf dem Grünstreifen zwischen den Fahrspuren alte landwirtschaftliche Gefährte die Zeitzeugen des Pioniergeistes sind. Auch hier ist reger Strassenbau im Gange und etwas abseits finde ich am Fluss einen schönen Übernachtungsplatz. Am nächsten Morgen musste ich feststellen, dass ein Pneu fast auf den Felgen ist. Der Luftverlust kann nur klein sein, also fülle ich mit dem Kompressor auf 4,2 Bar und werde den Pneu im Auge behalten. Nach 180 km in Tres Lagos ist die Luft wieder draussen. Ich suche einen Mechaniker, der sich die Sache ansieht und repariert. Trotz anstrengender Suche finden wir nichts was den Pneu verletzt hat. Der Pneu wird weiter aufgepumpt und dann komplett in ein Wasserbad getaucht. Nach einiger Zeit finden wir ganz kleine Luftblasen die aus der Felge kommen. Die Felge hat einen Riss, zum Glück habe ich einen Schlauch dabei und so konnte der Defekt behoben werden. Vor der Weiterfahrt besuchte ich am Dorfrand noch den markanten Felszahn Piedra Clavada. Die lange Fahrt nach El Chaitén wird nur durch einige Nandus und Vikunjaherden aufgelockert und das Fitz Roy Dorf empfängt mich mit Nebel, Regen und starkem Wind. Der Stellplatz neben dem Infozentrum ist gut besetzt und Kostenlos. Das Dorf besteht nur aus Hotels, Restaurants, Souvenirläden, Touranbietern und Ausrüster die mit dem bekannten Namen Fitz Roy eine Geldmaschine entdeckt haben. Trotz schlechtem Wetter wandere ich zu den zwei Miradors und muss schon bald den Regenponcho überziehen. Die Windböen sind so heftig, dass der Poncho bald in Fetzen von mir hängt und ich ihn zusammenpacke, damit nicht Plastikfetzen in die Natur verweht werden. Bei meiner Rückkehr ins Dorf waren viele Geschäfte geschlossen, denn der starke Wind hat einen Stromausfall verursacht. Kassen und Kreditkartenzahlungen funktionieren nicht, noch kalte Getränke gegen Barzahlung sind erhältlich. Die starken Winde halten auch in der Nacht an, schlafen ist nicht möglich und es besteht die Gefahr, im Wohnmobil Seekrank zu werden. Um 01.30 Uhr verschiebe ich mich ins Dorf zwischen die Häuser um etwas Windgeschützt zu sein. Der nächste Tag ist für essen, schlafen und dem Besuch von Souvenirläden bestimmt, denn es regnet heftig und oberhalb des Dorfes fällt Schnee. Morgen soll es optimal für die grosse Wanderung sein, die Wanderschuhe werden gefettet und der Bus nach El Pilar reserviert. Am nächsten Morgen haben sich die Regenwolken verzogen und ich verschiebe mich zum Parkplatz beim Wanderweg, wo mich der Bus abholen soll. Bald werde im schönsten Urnerdialekt angesprochen wie ich mit dem Wohnmobil hierher geschafft habe. Als ich meinem Gesprächspartner sagte, dass ich auch im Kanton Uri die Schule besucht habe und in Flüelen wohnte, erkannte er mich und stellte sich als Gianni vor. Jetzt ist mir klar wer vor mir steht, ein alter Freund von Ende der Schulzeit und Lehre - 40 Jahre haben wir uns nicht mehr gesehen und jetzt am Fitz Roy in Argentinien treffen wir uns wieder. Wie ist die grosse Welt klein. Ich erkläre ihm, dass ich hier auf den Bus warte um nach El Pilar zu fahren und dann zum Fitz Roy wandere und am Abend hier zurück komme. Er und seine Frau sind von meiner Tour begeistert und erwischen noch die letzten zwei Plätze im Bus und so starten wir gemeinsam zur Fitz Roy Tour. Durch einen schönen Südbuchenwald und an Gletschern vorbei beginnt die 8 Stunden Wanderung. Wir haben viel zu erzählen, bewundern aber auch die fantastische Berglandschaft in nur 250 m Höhe. Beim Zeltplatz beginnt der steile, 400 m hohe Aufstieg zum Aussichtspunkt, das Gedränge von Besuchern aus aller Welt ist fast wie auf einer Rolltreppe im HB-Zürich. Es liegt noch Neuschnee von gestern und viele sind mit dünner Bekleidung und normalen Schuhen oder Schlarpen unterwegs. Wer rechnet schon mit Hochgebirgsverhältnissen auf 700 m Höhe. Der Fitz Roy, diese vier Granitzacken sind unglaublich schön und eindrücklich. Wir sitzen hier, beobachten das Wolkenballett um die Zacken und knipsen unsere Erinnerungsfotos. Auf uns wartet noch ein 12 km langer Rückweg und so heisst es auch hier Abschied zu nehmen. Am Abend besuchen Gianni und seine Frau mich im Wohnmobil, mit einem Fondue feiern wir unser Wiedersehen. Am nächsten Tag fahre ich nach El Calafate. Bei der Zufahrt zu meinem auserkorenen Übernachtungsplatz stellte ich Brandgeruch fest und stellte den Motor sofort ab. Beim öffnen der Motorhaube erblickte ich Feuer, konnte es aber mit dem Feuerlöscher sofort ersticken. Schei.... was ist jetzt wieder defekt. Das nächste vorbei kommende Auto stoppte ich und bat den Fahrer einen Abschleppdienst zu organisieren. Das tat er offensichtlich, denn nach 40 Minuten erscheint ein Abschleppwagen und das Wohnmobil wurde auf die kurze Ladebrücke gezogen. Im Huckepack mit gewaltigem Überhang wurden die Reparaturwerkstätten angefahren und gefragt wer sich meines Wohnmobils annehmen will. An dritter Stelle wurde das Wohnmobil abgeladen und ein erster Augenschein vorgenommen. Der Kompressor der Klimaanlage ist blockiert, das Pulli geschmolzen und verbrannt. Mein Übernachtungsplatz ist nun auch gebucht, auf dem Parkplatz vor der Werkstatt. Das Nachtesse und der Kaffee Luz haben geschmeckt und ich konnte gut schlafen. Der Morgen in Südamerika beginnt, wenn wir Europäer das erste mal Müde sind. Vor 10.00 Uhr ist kein Mechaniker zu sehen und dann wird gemächlich gestartet, der Tag ist ja noch lang. Fotos und die Chassisnummer werden verschickt, die Rückmeldungen lassen auf sich warten, am Abend sind wir gleich weit wie am Vorabend. Am nächsten Mittag die Nachricht, dass der Kompressor in Argentinien nicht erhältlich ist. Inzwischen aufgenommene Kontakte mit Chile führen zum gleichen Ergebnis. Am späten Nachmittag erscheint der Vater des Werkstattbesitzers. Er legt sich unter das Auto und macht dann den Vorschlag, den Kompressor abzuhängen und einen kürzeren Keilriemen einzubauen damit die anderen Aggregate angetrieben werden. Nach einem Augenmass fährt er kurz weg und kommt mit einem kürzeren Keilriemen zurück, leider passt die Länge nicht. Er fährt nochmals weg und kommt mit einem neuen Keilriemen zurück und der stimmt mit der Länge, wird eingebaut und die Probefahrt kann starten. Alles funktioniert bestens und so kann ich am nächsten Morgen zum Glaciar Perito Moreno starten. Der riesige Gletscher am Lago Argentinia ist einer der wenigen, die in den letzten Jahren noch gewachsen sind. Seine Abbrüche sind spektakulär und werden mit Donnergeräuschen angekündigt. Leider befand ich mich bei jedem Abbruch auf der falschen Seite um dies verfolgen zu können. Über neue Holzstege kann ich auf dem Rundweg vor die Nase des Gletschers spazieren. Die zwischen 1 und 2 Stunden dauernden Rundtouren sind mit Infotafeln ausgestaltet und bieten einen fantastischen Ausblick auf die bis zu 70 Meter hohen Eismassen. Auf die Bootsfahrt vor den Gletscher verzichte ich weil ein grosser Sicherheitsabstand eingehalten wird und ich zu Fuss viel näher kann und das 180 m über Meer. Nachdem ich wieder zurück in El Calafate  bin, wusste ich, dass die Reparatur des Wohnmobils i.o. ist. El Calafate lebt von den Touristen die den Gletscher besuchen. Es hat einen eigenen Flughafen, viele Restaurants, Outdoor- und Souvenirläden mit überhöhten Preisen.

Der Nationalpark Torres del Paine ist wieder in Chile. Das ist ein riesiges Wandergebiet mit Granitzacken die dem Fitz Roy ähnlich sind, grossen schlängelnden Flussläufen und dem Lago Grey mit grossen Eisbergen. Die Landschaft mit vielen Nandus und Vikunjas ist traumhaft. Die bis zu einer Woche dauernden Wanderungen müssen über ein Jahr im Voraus gebucht werden und bei schlechtem Wetter werden sie ohne Verschiebedatum gestrichen. Bei einigen Wanderungen zu Aussichtspunkten  genoss ich die Weite und Schönheit Patagoniens und habe viele Schweizer Reisende getroffen. Meine Weiterfahrt führt mich nach Puerto Natales, eine Hafenstadt, in der auch heftig Demonstriert wurde, aber friedlich. Ab hier gibt es eine Fähre durch die Fjorde nach Puerto Yungay, dem südlichen Beginn der Carratera Austral. Die Fahrt dauert 2 Tage und führt durch eine traumhafte Landschaft, das könnte für mich eine Rückfahrtroute sein. Durch Pampas, wo einige Schafe ihr da sein fristen erreiche ich Punta Arenas. Nun habe ich den Magallankanal erreicht, der den Schiffen die Fahrt um das sturmgepeitschte Kap Horn erspart. Die Stadt lebt vom Erdgas und der petrochemischen Industrie weil hier die weltgrössten Kohlenwasserstoffvorräte gefunden wurden. Das grosse Duty Free Areal ist für alle zugänglich. Bei einem Besuch in der Mercedes-Garage wurden einige Verschleissspuren festgestellt aber nur die wenigsten Teile sind in Chile erhältlich. Das Material wird bestellt, der Werkstatttermin ist in 8 Tagen. So starte ich Richtung Ushuaia und besuche die Königspinguine an der Bahia Inutil. Die stehen stolz für mich Parade und lassen sich fotografieren, ihren Namen tragen sie zu Recht, denn die sehen wirklich königlich aus. Kurz darauf überquere ich wieder die Grenze nach Argentinien um über Rio Grande, eine schmutzige Industriestadt, nach Ushuaia zu gelangen. Die Stadt liegt am Hang bedeckter Schneeberge und die Anden versinken hier im Südpolarmeer. Die Stadt wird in der Hochsaison von Touristen geflutet. Eigener Flughafen, grosse Kreuzfahrtschiffe die anlegen und viele Globetrotter besuchen die südlichste Stadt der Welt. Hier ist der Start zu vielen Abenteuertouren und der teuren Ausflüge in die Antarktis. Auf die Ausflüge nach Puerto Williams (220 Dollar) und in die Antarktis (ab 10'000 Dollar) habe ich verzichtet. Als ich von einer ersten Stadtbesichtigung zurück komme, steht ein weisses Wölcke-Wohnmobil neben meinem. Es sind Christel und Jürgen, die ich bereits in Kanada auf dem Dempster Highway getroffen habe. Sogleich starten wir wieder in die Stadt, um uns bei einem Kap Horn Bier zu unterhalten. Im Nationalpark Tierra del Fuego endet die südlichste Strasse der Welt und auf einem Wanderwegen erreiche ich die Chilenische Grenze. Am Abend hatte ich noch das Glück, eine 2 kg Forelle zu fangen. Auf der Ostseite des Beagle Kanals liegt die  Estancia Haberton. Geführte Besichtigungen und ein Museum zeigen das harte Leben am Ende der Welt. Hier, kurz vor Ende meiner Reise hat auch noch ein Stein den Weg zu meiner Windschutzscheibe gefunden. Mit jeder Vibration wird der Riss länger. Auf dem Weg nach Punta Arenas zurück muss ich zwischen den Grenzposten 15 km Schotterpiste fahren, ich hoffe sie hält dies durch.
Zurück in Punta Arenas treffe ich wieder Christel und Jürgen. Am Morgen sagt Jürgen: Du hast zu wenig Luft im Hinterrad. Ja das sehe ich auch, ich habe heute den Termin bei Mercedes und die sollen das kontrollieren. Bei Mercedes versprechen sie mir einen Gomero zu organisieren, denn die Garagen in Südamerika wollen nichts mit Pneus zu tun haben. Als ich um 16.30 Uhr zu Mercedes zurück komme haben sie den Gomero noch nicht angerufen obwohl das Rad den ganzen Tag neben dem Wohnmobil lag. Um 17.30 Uhr trifft der Gomero ein, findet aber kein Loch im Pneu. Nach langem Suchen wird ein Riss in der Felge fest-gestellt. Leider habe ich keinen Schlauch mehr und so muss der Gomero einen organisieren und ihn einbauen. Auf dem Weg zu meinem Übernachtungsplatz, keine 15 km gefahren, stehe ich auf der Felge am Strassenrand. Sch........ wieder Rad wechseln. Aber auch das habe ich geschafft. Am nächsten Morgen sofort wieder zu Mercedes, dass sie den Gomero aufbieten. Der kommt nach 30 Minuten und nimmt den Pneu von der Felge. Der innen liegende Schlauch hat einen Riss von 50 cm, was nun? Nach einigen Diskussionen wird zum Schweisser gefahren um zu reparieren, denn eine neue Felge ist nicht erhältlich. Stolz präsentieren sie mir das geflickte Rad, doch dem traue ich nicht so ganz und giesse nochmals Wasser auf die Felge und was sehe ich, Luftblasen. Der Pneu wird wieder runter genommen und mit der Felge zum Schweisser gefahren. Dieses Mal scheint alles Dicht zu sein und das Rad wird montiert. Schnell ein kurzes Mittagessen und dann zum Frontscheiben Flicker. Der schaut sich die Scheibe an und bohrt den Riss an, dann wird mit Härter alles stabilisiert. Es soll halten bis in die Schweiz, ja ich hoffe es.

Am nächsten Morgen starte ich bei schönstem Wetter über die südlichste Strasse auf dem Südamerikanischen Festland nach San Juan. Ab hier erreiche ich in zwei Stunden dem Strand entlang den Leuchtturm San Isidor. Südlicher geht es nur noch für hartgesottene Trekker auf Mehrtagestouren. Die Landschaft an der Magallankanal ist fantastisch. Undurchdringliche Wälder mit alten Bäumen, eine einzige Schotterstrasse und ein Kiesstrand über den der Wanderweg führt. Hier am 53 südlichen Breitengrad toben normalerweise heftige Stürme und die Vegetationszeit ist nur von kurzer Dauer, der Winter 8 lange Monate.
Die Reifen halten immer noch Dicht und nun beginnt die Rückfahrt in den Norden. Damit  in den Felgen nicht weitere Risse entstehen fahre ich nur mit 60 km/h und so wird die Reise etwas dauern. Dem Magallankanal entlang zum Atlantik, Grenzübertritt nach Argentinien, durch unendliche Pampas über Rio Gallegos zum Nationalpark Monte Leon. Brütende Magallanpinguine, eine grosse Herde Seelöwen und eine der schönsten Küstenlandschaften mit Sandstrand, blank geschliffenen Felsen und dem tosenden Meer in allen Blautönen erfreuen mich.

Die Distanzen zwischen den Ortschaften sind riesig und die Tankstellen selten, 250 - 300 km ist die Norm. Mit 60 km/h sind das fünf Stunden Fahrzeit. Der Abstecher nach Punta Santa Cruz hätte ich mir ersparen können, etwas sehenswertes habe ich nicht entdeckt.  Weiter geht es auf der Ruta National 3 durch die Pampas. Dabei sehe ich sehr viele Vikunjas und Emus mit Jungen, die am Strassenrand nach Futter suchen. Nach langer Fahrt zweige ich auf die Strasse 49 ab um zum Nationalpark Bosques Petraficados zu gelangen. Vor 150 Mio. Jahren war hier ein Meer und riesige Wälder. Nun liegen versteinerte Baumstämme  von über 30 m Länge und einem Meter Dicke an den Berghängen. Der ganze Boden ist bedeckt von zerfallenen Baumriesen und die Rancher haben ein wachsames Auge, dass niemand  damit seine Taschen füllt. Auf der Rückfahrt bestaune ich nochmals die mächtigen Tafelberge und die unendliche Halbwüste. Nach weiteren 120 km Ruta National 3 zweige ich rechts ins 130 km entfernte Puerto Desado ab. Ein nicht endender Windpark begleitet mich auf diesem Weg. Bei der Firma Darwin Expedition erhasche ich den letzten Platz für die Morgige Felsenpinguin-Tour. Übernachen darf ich auf dem Parkplatz neben einem Holländer und einem Franzosen.  Um 08.00 Uhr straten wir mit einem grossen, stark motorisierten Schlauchboot zu den 40 Minuten entfernten Inseln. Von weitem Riechen wir die stinkende Seelöwenkolonie auf der einen Insel. Die brüllenden Männchen sind von Kämpfen gezeichnet und haben alle Mühe ihren Harem zusammen zu halten. Auf der Hauptinsel fristen cirka 100 alte Seelöwenmännchen ihr Dasein. Nach sechs bis acht Jahren Haremboss sind sie so geschwächt, dass die Orkas ein leichtes Spiel haben um ihren Bauch zu füllen. Wegen des starken Wellengangs gelang erst der zweite Landeversuch für den Landgang. Bei einer grossen Kolonie brütender Magallanpinguinen sind viele Nester mit zwei Jungtieren besetzt, was sehr selten ist. Grosse, freche Raubmöven sorgen für Unruhe , denn sie versuchen die Jungpinguine zu erwischen und verschlingen. Auf dem höchsten Punkt der Insel sind noch Ruinen und Knochen aus der Walfangzeit zu sehen. Auf der Südseite der Insel ist dann das grosse Highlights. Die Punks im Tierreich - Felsenpinguine. So was niedliches habe ich noch nie gesehen. Weisser Bauch, schwarzer Frack, oranger Schnabel, tiefrote Augen, schwarzer Bürstenschnitt mit gelben Strähnen auf beiden Seiten. Unglaublich was die Natur für Kombinationen schafft. Die 60 cm grossen Pinguine mit ihrem Watschelgang überspringen Felsstufen bis zu 50 cm Höhe. Die Eier legen sie auf den nackten Fels, einige brüten bereits und andere sind noch am Liebesspiel. Die Tiere kennen keine Scheu von den Touristen  und postieren schön für Fotos.  Ein Trupp macht sich auf den Weg zum Meer, bleibt aber plötzlich davor stehen. Lautes gekreische und nervöse Blicke, dann der Rückzug. Bald sehe ich was sie hindert ins Wasser zu gehen. Seelöwen schleichen den Uferfelsen entlang und hoffen auf einen unvorsichtigen Felsenpinguin. Der Rückweg zum Schlauchboot führt durch das Gebiet wo die Raubmöven ihre Bodennester haben. Die Tour-Führerin warnt uns davor und empfiehlt mit erhobenen Händen durchzulaufen. Einige lachten, aber nicht lange, denn schon sind die ersten im Angriffsflug. Wie Kamikaze stürzen sie sich auf die Besucher, die dann mit wild fuchtelnden Armen davon rennen. Es ist kaum zu glauben, aber 25 Touristen rennen wegen einer Mövenfliegerstaffel davon. Auf der Rückfahrt begleiten uns noch einige Delfine und lassen den Tag zur Unvergesslichkeit werden.

Nun geht es wieder zurück auf die Ruta National 3 und weiter nach Norden über Comodoro Rivadavia. Es ist heiss und die Luft flimmert über der Pampas, dass sogar Luftspiegelungen entstehen. Südlich von Trelew besuche ich bei Punta Lobos eine Seeelefanten Kolonie. Die grossen Männchen, sie wiegen bis zu 4 Tonnen, sind leider schon weiter gezogen, aber Weibchen und Jungtiere sind zu sehen. Zur Zeit ist ihr Aussehen nicht sehr attraktiv, denn sie wechseln ihr Haarkleid auf Sommerlook. Die Tiere liegen fast den ganzen Tag dösend am Strand und werden nur aktiv  wenn die Flut kommt. Trotz ihres plumpen Aussehens sind sie hervorragende Schwimmer und an Land ist ihr vorwärts robben nicht zu unterschätzen. Las Grutas besuche ich nochmals, Ende September war ich schon hier, da war noch alles wie Ausgestorben. Nun sind einige Touristen und die ersten Badegäste am Strand. Über dem Ort ist lautes Gekräze zu hören, begleitet von schweren Flügelschlägen. In den Strandfelsen sind hunderte von Höhlen die jetzt von den brütenden Lolos bewohnt werden.  Die bunten Kleinpapageien verteidigen ihre Höhle lauthals und fliegen in grossen Schwärmen kreischend zur Futtersuche weg.

Da mit meinen lädierten Rädern bis jetzt alles gut gelaufen ist werde ich ein wenig Übermütig und überhole einen Sattelschlepper. Das hätte ich besser sein lassen, denn beim Einschwenken auf die Normalspur ertönt ein Knall und das Wohnmobil wird durchgeschüttelt. Der Schlauch im linken Hinterrad ist geplatzt und der Pneu wurde von der Felge total beschädigt. Es ist wieder mal Radwechsel angesagt, ich habe ja Übung in dieser Disiplin.  Danach geht es wieder mit 60 km/h weiter nach Viedma. Es ist Sonntag und viele Leute Picknicken am Flussufer. Unweit meines Parkplatzes steht bei einer Grillstelle ein Auto mit der Aufschrift "Gomero". Ich spreche die Leute an, werde gleich zum Mitessen eingeladen und erhalte einen Termin für Montagmorgen 08.00 Uhr. Die Felge sieht nicht schön aus, der Riss ist über 20 cm lang und der Pneu ist nicht mehr zu gebrauchen. Zu zweit fahren wir jede Garage und jeden Schrottplatz ab auf der Suche nach passenden Felgen und einem Pneu. Auch hier ist keine Felge aufzutreiben aber einen Pneu finden wir, der noch Südamerikatauglich ist. Zurück beim "Gomero" wird die Felge wieder geschweisst und der Pneu ohne Schlauch montiert. Zu meiner Überraschung ist alles Dicht. Auf der Fahrt über Bahia Blanca nach Azul begleiten mich grosse Getreidefelder und Rinderherden.  Riesige Getreidesilos neben der Strasse und viele Sattelschlepper mit übergrossen Erntemaschinen kündigen den baldigen Erntebeginn an. Die Distanzen zwischen den Dörfern werden kleiner, die Wohndichte nimmt zu, Buenos Aires rückt näher. Ich umfahre die Millionenstadt westlich und überquere das grosse Sumpfgebiet des Rio Parana und erreiche die Grenzstadt Gualeguaychu. Auf einer eleganten Brücke überquere ich den Rio Uruguay und erledige im noch in Bau befindenden Grenzposten meinen letzten Grenzübertritt in Südamerika. In kurzer Zeit sind die Formalitäten erledigt um weiter zu fahren bis Nueva Helvecia. Beim Hotel Suizo werde ich von der Familie Räber aus Küssnacht am Rigi herzlich empfangen und von den übrigen iOverlander sogleich zum Grillabend eingeladen. Unter neuen Freunden geniesse ich einige Tage Erholung, erfreue mich am sauberen Pool und der Stadt mit den vielen Schweizer Strassennamen, dem Flaggenbaum mit allen Kantonswappen und den vielen Schweizernamen und Wappen an den Hausfassaden. Was mir besonders auffällt sind die fehlenden massiven Vergitterungen an den Fenstern und Türen. Uruguay scheint sicher zu sein, viele Europäische Einwanderer leben hier, die vermögenden Argentinier haben ihre Prachtsvillen hier und etliche haben nach der erneuten Machtübernahme durch die Sozialisten auch ihren neuen Wohnsitz in Uruguay. Der Länderwechsel ist in Südamerika unproblematisch, denn in den meisten Ländern wird Spanisch gesprochen. Auch viele iOverländer lieben Uruguay, denn die Reisefahrzeuge können bei Europäern für 50 Dollar pro Monat sicher abgestellt werden, um in der heimischen Winterzeit den Südamerikanischen Sommer zu geniessen.

Nun geht es nach Montevideo um den Verschiffungsagenten zu treffen und die Fahrzeugabgabe zu besprechen. Dem Hafen mache ich auch meine Aufwartung, damit die Örtlichkeiten bei der Fahrzeugabgabe bekannt sind. Was mich besonders überrascht, ist der öffentliche Strand. Es gibt keinen Meter Privatbesitz, alles ist sauber und gepflegt. Am Morgen früh sind bereits hunderte von Joggern unterwegs, es gibt viele Beachvolleyball-Felder und fast überall ist das Baden erlaubt. Nach einer Nacht auf einem Strandparkplatz in Montevideo bereise ich die Küste bis kurz vor Brasilien. Die Strände sind unendlich lang und fantastisch zum Spazieren, wegen der starken Strömung und den teils hohen Wellen zum Baden ungeeignet. Diverse Lagunen mit breitem Schilffgürtel stehen unter Naturschutz und bieten vielen Wasservögeln einen Lebensraum. Die Villensiedlungen mit parkartigen Gärten, moderne Wohnblocks und fast leere Prachtstrassen lassen einem im Paradies vermuten. Der Urlaubsort Punta del Este gleicht einer modernen europäischen Stadt mit riesigen Hotelkomplexen und Bankenhochhäusern. Die Strassenkreisel und Mittelstreiffen sind mit schönen Blumen bepflanzt. Surfschulen sind zu Fuss erreichbar, ebenso die Skulptur La Mano mit 5 Fingern die ein beliebtes Fotosujet ist. Ausserhalb der Wohngebiete sind grosse Rinderherden zu sehen und etliche Verkaufsstellen mit Käse nach Schweizerart. In Uruguay sollen mehr Rinder leben als Menschen.

Der Termin für meine Rückreise kommt unaufhaltbar näher. Im Paraiso Suizo bei Silvia und Heinz finde ich einen Platz um mein Wohnmobil auszuräumen und zu reinigen. Vieles wird entsorgt und was noch brauchbar ist wird von startenden iOverlandern gerne genommen. Bei Silvia und Heinz parken viele Reisemobile und jede Hilfe und Unterstützung wird angeboten. Am Mittwochmorgen 18. Dezember fahre ich nach Montevideo und treffe um 14.00 Uhr meinen Verschiffungsagenten. Etlicher Papierkram muss Unterschrieben werden, dann geht es in den Hafen für die Fahrzeugabgabe, die sehr speditiv abläuft. Um 15.30 Uhr bringt mich der Verschiffungsagent bereits zum Hotel, wo ich die letzte Nacht meiner 20 Monate langen Reise verbringe. Am Abend spaziere ich noch durch die Altstadt, besuche den Präsidentenpalast und geniesse ein Südamerikanisches Steak mit Südamerikanischem Rotwein. Am 19. Dezember fliege ich via Madrid nach Zürich, wo ich am Morgen des 20. Dezembers ankomme. Leider taucht an der Gepäckausgabe mein Koffer nicht auf und ich muss ihn als verloren melden. Das nette Personal meint, dass der Umlad in Madrid nicht geklappt hat. Ich soll mir keine Sorgen machen, sobald er auftaucht wird der Koffer nach Hause geliefert. Abends um 23.30 Uhr ist es dann soweit, der Koffer steht vor der Haustüre.

Mitte Januar erkundige ich mich nach dem Ankunftstermin des Wohnmobils. Leider erhalte ich keine befriedigende Auskunft. Eine Woche später, am auf der Rechnung angegebenen Ankunftsdatum weis ich immer noch nichts über den Standort. Da kann etwas nicht stimmen,  ich intensivierte meine Nachforschungen und wurde am Telefon auch etwas lauter.  Bald darauf erhalte ich von meinem Schiffsbroker einen GPS-Standort.  Beim Orten auf der Karte traute ich meinen Augen nicht, das Schiff hat soeben den Panamakanal durchquert und fährt auf dem Pazifik nach Norden. Sofort rufe ich wieder den Schiffsbroker an und teile ihm meine Feststellung mit. Nachdem er auch den Standort überprüft hat ist er auch der Meinung, dass etwas nicht in Ordnung ist und verspricht Nachforschungen in die Wege zu leiten. Das dauert wieder eine Woche  bis die Meldung eintrifft, dass mein Wohnmobil im Hafen von Panama City steht und Ende Januar eingeladen wird für die Fahrt nach Bremerhafen. Am 20./21. Februar soll es dort eintreffen. Da bin ich ja gespannt ob das eingehalten wird. Einige Tage vor dem Ankunftsdatum erhalte ich die Fracht- und Freigabepapiere und fliege am 24. Februar nach Bremen. Am Flughafen werde ich von Herbi, einem angefressenen Angler den ich in Canada kennengelernt habe und der in der Nähe wohnt, abgeholt und zum Frachthafen gebracht. Im Büro des Frachthafens dann der nächste Tiefschlag. Auf dem Freigabepapier fehlt ein Stempel und eine Unterschrift. Sofort rufe ich wieder den Schiffsbroker an und er will dem sofort nach gehen und mich zurück rufen. Nach 20 Minuten die Nachricht, dass die Zahlung des Brokers nicht bei der Reederei eingetroffen ist und somit mein Wohnmobil nicht freigegeben wird. Der Broker verspricht die Zahlung sofort zu veranlassen, in zwei Tagen soll das Wohnmobil freigegeben werden. Das sind wieder tolle Aussichten, alles ist geplant mit der Montage von neuen Rädern und Frontscheibe, Besuch von Reisefreunden und Servicetermin beim Wohn-mobilhersteller Woelcke. Ein Hafenangestellter gab mir den Tipp, beim Reedereibüro im Hafen vorzusprechen und den Freigabestempel zu beantragen. Herbi fährt mich sofort dorthin wo ich freundlich empfangen wurde und nach fünf Minuten strahlend mit Stempel und Unterschrift das Büro wieder verlasse. Nun darf ich mein Wohnmobil in Empfang nehmen, die hinteren Pneus sollen wenig Luft enthalten wird mir noch mitgeteilt, dann werde ich abgeholt und zum Fahrzeug gebracht. Der Motor läuft bereits, ich muss das Wohnmobil auf äussere Beschädigungen kontrollieren  und schriftlich bestätigen, dass alles in Ordnung ist. Mit meinem Kompressor werden die hinteren Räder auf den benötigten Luftdruck gebracht und dann kann ich meine abgemachten Termine und die Rückreise antreten. Ein langersehnter Traum geht nach 82'553 km unfallfrei zu Ende.



Die letzte Etape meiner 82'553 km langen Reise

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