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Faultier nicht beim schlafen


Costa Rica 25.4.2019 - 6.5.2019

Costa Rica ist mit 51'100 km2 etwas grösser als die Schweiz und hat 4,9 Mio. Einwohner. Die Nachbarländer sind im Norden Nicaragua, im Süden Panama, im Osten die Karibik und im Westen der Pazifik. Die Hauptstadt nennt sich San José und die Währung ist der Colon. 1 SFR ist 580 Colon, touristische Attraktionen müssen aber alle in US-$ bezahlt werden. Costa Rica ist der grösste Bananenexporteur, das Volumen beträgt 1 Milliarde US-$ und der Kaffeeexport bringt 350 Mio. US-$ ein. Mit 0,03 % der Erdoberfläche beherbergt Costa Rica 500'000 Arten von Flora und Fauna, das sind 6 % der weltweit bekannten Arten.

Costa Rica ist das erste Land in Zentralamerika wo ich ein geordneter Grenzübertritt antraf und ohne Grenzhelfer mich zurecht fand. Ab der Grenze ist die Landschaft viel grüner und ich fühle mich wie in einem grossen Zoo. Die Strassen sind meistens von Regenwald oder Dschungel gesäumt und da fliegt und kriecht so einiges herum. Fast die Hälfte des Landes ist als National Park oder Reservat geschützt. Der Tourismus ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein, unzählige Lodges haben eigene Reservate wo Tier- und Vogelbeobachtungstouren oder Vulkanwanderungen angeboten werden. Dazu kommen unzählige Seilrutschen, Kanutouren und die Bade- und Surfstrände an Karibik und Pazifik gehören zu den schönsten. Mein erstes Ziel war die Playa Hermosa. Mehrere Stichstrassen führen direkt zum Menschen leeren Traumstrand. Auf meiner Rundreise um die Halbinsel Nicoya toppte sich ein Strand nach dem anderen, San Juanillo ist aber nicht zu übertreffen. Zwischen zwei halbrunden Buchten führt eine 20 m breite Sandbank zu einer felsigen Insel wo die Brandungswellen auftreffen und ihre Gischt hoch in die Luft werfen. Ein kleiner Parkplatz mit Bar und ein Fischer sind die Infrastruktur dazu kommen noch einige Brüllaffen die in der Nacht für Unterhaltung sorgen. Hier erlebte ich einer der schönsten Sonnenuntergänge auf meiner Reise. Im südlichen Inselteil ist wegen der Strömung vom Schwimmen abzuraten. Ab San Francisco de Coyote bis nach Playa Tambor ist die Durchfahrt nur mit einem 4 x 4 Fahrzeug möglich und wegen einigen Fluss Durchfahrten in der Regenzeit gar nicht passierbar. Der Abschnitt ist landschaftlich sehr schön und wird von vielen Buckelrindern bewohnt, ab und zu hat es noch eine Yoga Lodge oder ein einsames Hotel. Bei einem Halt an einem Strand eilte der Hotelgärtner herbei und begrüsste mich mit Handschlag, wir unterhielten uns längere Zeit und er freut sich über jedes neue Gesicht, auch wenn es nicht Hotelgäste sind. Über Mansion und Limonal erreiche ich Santa Elena de Monteverde. In diesem abgelegenen Berggebiet, vergleichbar mit den Schweizer Voralpen inklusive weidender Kühe und Milchlastwagen, sollen Tapir, Jaguar, Faultier, viele Kolibris, der seltene Quetzal, Taranteln, Skorpione und vieles mehr leben. Um nur einige dieser Tiere zu sehen, muss der Weg dorthin aber hart erkämpft werden. Über zwei Stunden ging es im Schritttempo auf einer Schotterpiste den Berg hoch. Schlagloch reiht sich an Schlagloch und das zu einer der grössten Touristenattraktionen in ganz Costa Rica. Im Bergdorf reihen sich Hotels, Lodges und Tourenanbieter aneinander. Auf einer Nachttour bekam ich Faultier, grüne Viper, Hand grosse Taranteln und im UV-Licht leuchtende Skorpione zu sehen. Auf der Morgentour im Parkreservat erhoffte ich den Quetzal zu sehen, aber leider war dem nicht so. Nach der Tour streifte ich noch selber durch den Regenwald, selbstverständlich bei Regen. Nach zwei Stunden erblickte ich dann den sagenumworbenen Vogel, der bei den Mayas und Azteken als heilig verehrt wurde. Die knalligen Farben und die drei langen Schwanzfedern verleihen ihm etwas Besonderes. Auch viele Kolibris leben hier und mir gelangen einige schöne Fotos. Die Vulkangegend Arenal ist mein nächstes Ziel, dazu musste ich den Arenal See umrunden und traf in Los Héroes ein richtiges Schweizeridyll. Die Familie Ulrich führt hier ein Hotel und ein drehendes Bergrestaurant, das mit einer Eisenbahn inklusive Viadukte und Kehre erreicht wird. Der Lokführer trägt SBB-Mütze und Shirt. Eine eigene Kapelle und ein Bauernhof mit über 120 Tieren schweizerischer Abstammung gehören selbstverständlich auch dazu. Die Landmaschinen stammen von Aebi und Lüönd und auf der Speisekarte sind Bratwurst, Raclette und Fondue der Renner. An den zwei Abenden die ich hier verbrachte traf ich einige Schweizer Touristen und die Rüttelfahrt mit dem Zug bleibt mir immer in Erinnerung. Der Besuch des Arenal Park am Fusse des wieder aktiven Vulkans führt auf schönem Wanderweg durch den Regenwald und in der Höhe durch Bergwald. Affen, viele Vögel und verschiedene Pflanzen sind hier zu sehen. Ausserhalb des Parks treffe ich auf wilde Truthen und Tukane. Auf der Interamericana fahre ich über San José zum Quetzal National Park auf 2960 m Höhe. Auf dieser Höhe kann ich ausgezeichnet schlaffen, denn die Luft ist frisch und kühl. Im Park hoffe ich nochmals Quetzal zu sehen, aber der Traum verflog schnell als mir die Rangerin erklärte, dass nur ein kurzer Wanderweg offen ist. Nichts desto trotz nahm ich diesen in Angriff. Beim Retourlaufen wurde ich von einem Schweizer Paar angesprochen, ob ich der Besitzer mit der auffälligen Nummer sei. Von ihnen bekam ich den Tipp, ins nächste Seitental zu fahren, 10 km steil hinunter, dann sollen Lodges kommen die Quetzal Touren anbieten. Auf der steilen, und schmalen Strasse fahre ich ins Urwaldtal bis zur Trogon Lodges. Hier fragte ich nach Übernachtungsplatz und Quetzal Touren. Der Manager zeigte mir Fotos vom Morgen die vielversprechend aussahen und ich buchte die Tour mit Start um 05.00 Uhr. Zum Übernachten musste ich das Lodgegelände verlassen und fand einen Stellplatz davor am Rio Savergre. In diesem Tal leben 280 Menschen die von den Lodges, Forellenzuchten und Brombeeranbau leben. Die Forellen seien die besten in ganz Zentralamerika und die Nachfrage ist gross. Auch im Rio Savergre sehe ich viele Forellen. Auf meine Nachfrage ob ein Patent erforderlich ist bekam ich die Antwort: alle dürfen im Bach angeln. Also probierte ich es aber der grosse Erfolg blieb aus, alle möglichen Köder zog ich durchs Wasser aber alles wird verschmäht und nur drei kleine konnte ich überlisten. Die Lodges sind alle sehr luxuriös und haben stolze Preise. Normalerweise kostet ein Bier $ 2.00, hier $ 5.00. Nach dem spendierten Morgenkaffee wurde ich mit dem Hotelbus zu einigen wilden Avocadobäumen  gefahren und schon nach kurzer Zeit erblickte ich den ersten Quetzal. Ein prächtiger Vogel flog vom Baum zum kleinen Bach vor mir, sein Farbenkleid ist grün, rot und weiss. Die wilden Avocados sind sehr klein und die Hauptnahrung der Quetzals. Bald herrscht auf den Futterbäumen ein Gedränge. Weibliche Quetzals fliegen mit den Früchten zu den Nestern um die Jungtiere zu füttern. Die Nester sind in Spechthöhlen, die die Quetzale vergrössern damit sie hinein passen. Auf einem Baum konnte ich sechs Quetzale gleichzeitig sehen, unglaublich sowas. In der Zwischenzeit sind viele Touristen angekommen, alle mit grossen Fernrohren und Kameras. Auch mein Führer hat ein Teleskop dabei und ich durfte immer wieder Quetzale beobachten und mit dem Handy Fotos schiessen. Nach zwei Stunden waren alle satt und flogen weg, das war eine perfekte Tour. Nach einem kurzen Frühstück fahre ich weiter an die Küste nach Quepas. Der Ort hat einen grossen Yachthafen und ist voll auf Touristen ausgerichtet die den Manuel-Antonio-National-Park besuchen. Auf gut angelegten Wanderwegen erreicht man Top-Badestrände die von Kapuziner-Affenbanden kontrolliert werden. Ist nur kurze Zeit etwas Essbares unbeaufsichtigt so stürzen sich 10 - 20 dieser kleinen aggressiven Affen auf das "Futter" und beim Versuch sie zu vertreiben wird unter lautem Gebrüll das Gebiss gezeigt. Brüllaffen, Waschbär und Faultier konnte ich auch sehen, wobei ein aktives Faultier schon Glücksache ist. Im Eilschritt musste ich leider zum Wohnmobil zurück, denn es ist ganz dunkel geworden und lautes Donnergrollen ist zu hören, bald darauf prasselt ein heftiger Tropenregen nieder. Hinter dem Yachthafen fand ich einen Übernachtungsplatz inklusive Bademöglichkeit im Pazifik. Am nächsten Morgen fahre ich auf der Panamericana südwärts und mache einen Abstecher auf die Osa-Halbinsel. Freie Stellplätze sind hier nicht zu finden und der Zugang zum Meer ist auch recht schwer. Grosse Rinderherden weiden auf dem Sumpfland und die schönen Buchten sind Privat. Auf dem Camping in Puerto Jiméres fand ich einen Platz mit altem Baumbestand. Durch lautes Gekrätze machen sich rote Aras und Tukane bemerkbar. Am Abend fragte mich der Platzbetreiber ob ich seinen Freund Cico sehen möchte. Mit etwas Hühnerfleisch, einer Eisenstange und Barfuss machte er sich auf den Weg, ich folgte ihm. Nach kurzem Weg bleibt er an einem Tümpel im Urwald stehen und ruft Cico, Cico. Bald darauf kommt ein stattliches Krokodil angeschwommen, das sei sein Freund und der bekomme jeden Abend etwas zum fressen. Er streichelte seinen Freund  und erklärte mir, dass es nicht gefährlich ist wenn das Krokodil das Maul geschlossen hat. Zum Zubeissen muss es zuerst das Maul öffnen und in dieser Zeit könne er weg. Das liebe Krokodil genoss auch meine Streicheleinheiten und Zehen habe ich noch alle. Am nächsten Morgen konnte ich ein ganzes Duzend rote Aras beim Frühstück beobachten und auch Tukane konnte ich aus der Nähe sehen. Die Aras sind immer Paarweise unterwegs, nicht scheu und von weitem zu hören. Die Fahrt in den Corcovado National Park unterlies ich, da für die 40 km über 2 ½ Stunden Fahrzeit angegeben werden, auf einer ruppigen Schotterpiste. Mit all den Tieren im und um den Campingplatz hatte ich genügend Arbeit zum alles Beobachten und Fotografieren. Am nächsten Tag verlies ich Costa Rica über die Grenze nach Panama.


Reiseroute in Costa Rica
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