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Auf der Sonnenpyramide von Teotihuacan, im Hintergrund die Mondpyramide

Zentrales Mexico  12.12.18 - 15.1.19

Der grösste See von Mexico, der Lago de Chapala, war für mich eine Entäuschung. Die Ufer sind mit Mühl überhäuft, das Wasser verschmutzt und dem entsprechend waren auch viele Mücken. Ich fuhr dem Südufer entlang durch ländliche Gebiete mit kleinen Dörfern wo sich das Leben auf der Strasse abspielt. Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch werden auf der Strasse verkauft. In Poncitlàn, an der Ostseite, ist eine Pelikankolonie von mehreren hundert Vögel beheimatet. Die Weiterfahrt nach Guanajuato dauerte 2 Tage und bot keine Sehenswürdigkeiten. Der iOverlander führte mich in Guanajuato zu einem Stellplatz, der mir einen überwältigenden Blick über die farbenfrohe Stadt bot. Die Stadt auf 2050 m Höhe mit 75'000 Einwohnern liegt in einem tief eingeschnittenen Tal, hat viele schmale Gassen und Treppen und enge Tunnels mit steilen Rampen leiten den Autoverkehr unterirdisch weg. Die Häuser sind aneinander gebaut und jedes mit einer anderen Farbe gestrichen, was ein fantastisches Bild ergibt. Das hier entdeckte Gold- und Silbervorkommen wurde von den Spaniern geplündert, jedoch hinterliesen sie prachtvolle Kolonialbauten  und Kathedralen, die zu den schönsten in ganz Mexico zählen und darum auch unter Schutz des UNESCO Weltkulturerbes stehen. Ich konnte mich an der Farbenpracht und Schönheit dieser Stadt nicht satt sehen und blieb drei Tage. In dieser Zeit traf ich auch Theo und Sabine wieder und wir werden die nächsten Wochen gemeinsam Mexico bereisen. Das nächste Ziel war dann San Miguel de Allende. Diese Stadt war von den Spaniern als Königssitz von Neu Spanien auserkoren und dementsprechend mit prachtvollen Kirchen und Gebäuden erbaut. Heute leben hier über 12'000 pensionierte Amerikaner und Canadier, geniessen die angenehmen Temperaturen, guten Restaurants und stellen die Hauptkundschaft der Kunstgalerien und exquisiten Boutiquen. Am Abend erreichten wir Bernal mit dem dritt grössten Monolith der Welt und konnten auf dem Besucherparkplatz übernachten. Der 350 m hohe Felsbrocken kann bis auf 250 m Höhe problemlos bestiegen werden, die letzten 100 Meter sind nur für geübte Kletterer geeignet. Da der Fels als Kraftort gilt, haben wir die 250 Höhenmeter in Angriff genommen, wurden mit einem schönen Ausblick belohnt und zwei Jahre längerem Leben. Im Ort selber fanden wir gute Lebensmittelgeschäfte, dabei eine Käserei die gute Käsemutschli produzierte in den Variannten: Neutral, mit Kräutern, in Rotwein eingelegt. Alle schmeckten hervorragend.

Die südliche Sierra Gorda durchquerten wir auf vielen Kurven und Pässen um am Abend in Jalpan einzutreffen. Nach kurzer Suche fanden wir auf dem Parkplatz des Schwimmbades unseren Uebernachtungsplatz. Vor der Weiterfahrt noch ein kurzer Stopp bei der Metzgerei wo das 700 Gramm T-Bon Steak Fr. 3.80 kostet. Mit gefülltem Kühlschrank fährt es sich besser, zuerst nach Norden um dann bald auf eine Dschungelpiste nach Westen einzuschwenken. Unser Ziel, Soltano del Barro mussten wir uns hart erkämpfen. Für die 25 km durch den Dschungel brauchten wir fast drei Stunden und im Bergdorf fanden wir nur mit Mühe einen Platz für unsere Fahrzeuge. Weihnachtssterne, Hibiskus, Orangen- und Mandarinenbäume und Bananenstauden wachsen im Ueberfluss. Unter den wenigen Einwohnern war auch einer der englisch sprach und wir äusserten den Wunsch, am nächsten Morgen die Papageienhöhle zu besuchen. Er anerbot sich als Guide und meinte, die 800 Höhenmeter wären besser zu Pferd erreichbar. Als er uns die Kosten sagte, Fr. 10.00 für den Guide und Fr. 12.50 pro Pferd mussten wir nicht lange Ueberlegen und buchten den Trip. Zwei Highlights auf einen Schlag. Der Start wurde auf 04.30 Uhr abgemacht und so hatten wir noch genügend Zeit um uns Vorzubereiten. Pünktlich standen die als Pferde gebuchten Mulis da und trugen uns mit einer unglaublichen Trittsicherheit und Ausdauer  in 1 Stunde und 45 Minuten zur Papageienhöhle. Der Weg war steil und steinig, da wären wir auf allen Vieren hochgekrochen und Oben waren wir Stolz unseren ersten Pferderitt mit hohem Schwierigkeitsgrad ohne Sturz am Ziel erreicht zu haben. Die Höhle erweist sich als riesiges Loch von 300 x 400 m mit einer Tiefe von 550 m. Palmen und Pinien wachsen auf den kleinsten Felsvorsprüngen und auch in der Tiefe der Höhle. Kurz vor Sonnenaufgang hörten wir Gekreische aus der Tiefe das immer lauter wurde. Im Dämmerungslicht sahen wir etwa 100 Papageie aufsteigen, die dann Gruppenweise in den Dschungel flogen zur Futtersuche. Die schwachen Lichtverhältnisse reichten leider nicht für Fotos, aber das Erlebnis war fantastisch. Nach einem kurzen Frühstück Lektion zwei im Reiten. Berg runter in die Steigbügel stehen, zurück lehnen und am Lederbändel hinter dem Sattel festhalten - los geht's. Langsam und Trittsicher werden auch Stufen von 50 cm Höhe problemlos überwunden, ich werde nach vorn und hinten geschletzt, konnte mich aber immer halten. Nach fast zwei Stunden Abstieg war ich froh den sicheren Boden zu betreten. Die Knie- und Beinmuskulatur schmerzte ein wenig von der ungewohnten Haltung, aber das Erlebnis war ein Hit. Nach einem kleinen Mittagessen und einer erfrischenden Dusche ging es auf der Dschungelpiste wieder zurück und am Abend erreichten wir Xilitlan. Hier hat der Engländer Edward James einen surrealistischen Skulpturenpark in den Dschungel gebaut. Der 80 Hektar grosse Park umfasst Wasserfälle, Pools und hochaufragende Betonskulpturen. Riesige alte Bäume, Bambusstangen mit 15 cm Durchmesser und viele weitere Pflanzen bieten vielen farbigen Vögel ein Versteck und Lebensraum. Die Stadt Xilitlan selber ist auf einen Hügel gebaut. Mit den vielen Autos, Motorräder, Fussgänger, Hunden und fliegenden Händler in den engen Gassen lässt sich das Zentrum mit einem Ameisenhaufen vergleichen. Heimische Früchte, Gemüse, Fleisch, Schmuck aus Onix und Silber und frisch gerösteter Kaffee aus dem nahen Dschungel werden vorwiegend angeboten.

Weiter geht es auf der MEX 85 nach Süden. Trotz guter Strasse schaffen wir nur knapp 200 km den ganzen Tag. Die Strasse ist so kurvenreich, führt entlang von Berghängen, Berghoch und runter und wieder in einen Stau hinter einem kriechenden Sattelschlepper. Die Landschaft ist fantastisch, grün Töne in allen Facetten, bunte Bergdörfer und immer auf 1500 m - 2200 m Höhe. Ueber Ixmiquilpan erreichen wir die Grutas von Tolantongo. Eine Betonstrasse führt in die 1000 m tiefe Schlucht zu den heissen Quellen. Im Fluss wurden duzende von Pools errichtet und angrenzend ein Autofreier Campingplatz gebaut. Zelte, Stühle, Tisch und Grill - alles kann zu einem günstigen Preis gemietet werden. Restaurants, Hotels und Lebensmittelgeschäfte sind auch vorhanden. Die ganze Anlage ist äussert gepflegt und sauber. Zuhinterst im Tal krieche ich in einen 80 m langen Tunnel, wo aus mehreren Felsspalten 38 Grad warmes Wasser sprudelt, kleinere Pools müssen mit Hilfe eines Seils überwunden werden, Licht kommt nur von zwei schwachen Taschenlampen des Aufsichtspersonals. Unter dem Tunnel sammelt sich das Wasser in einem grossen Pool der begehbar ist bevor es 400 m durch eine enge Schlucht fliesst und dann die ersten Badepools erreicht. Zum Glück ist nicht Hochsaison und so hat jeder seinen eigenen Badepool. Das Wasser ist sehr stark Mineralienhaltig, hat aber einen neutralen Geschmack. Am 23. Dezember treffen noch Johanna und Johann aus Wien mit ihrem Mercedes-Truck ein und so feiern wir zu fünft Weihnachten. Als Vorspeise geniessen wir Crevetten mit Chnoblibrot, dann gegrilltes Arranchera mit Kartoffel- und Mischsalat und als Dessert Ananasskuchen und Kaffee Luz mit Tequila. Sabine verteilt Geschenke die sie aus Deutschland mitgebracht hat und beschenkt mich mit drei Riegeln Toblerone, nochmals herzlichen Dank. Bis weit nach Mitternacht ist vom Zeltplatz mexicanische Musik zu höhren und viele Lagerfeuer sind sichtbar.  Unser drei Badetage gehen schnell vorbei und ich freue mich auf die erste Pyramide in Mexico.  Am Nachmittag des 25. Dezember erreichen wir Teotihuacan nordöstlich von Mexico City. 300 Meter neben der Mondpyramide finden wir einen Uebernachtungsplatz und fühlten uns im falschen Film. Tausende von Besuchern waren in und um die Antike Stätte am spazieren und fotografieren. Wir warten bis morgen früh. 200 Jahre vor Christus wurde mit dem Bau begonnen, cirka 400 Jahre später wohnten über 200'000 Personen an diesem Ort. Zwischen 100 und 650 nach Christus war die Stadt das wirtschaftliche und kulturelle dominierende Zentrum Mesoamerikas und erreichte eine Fläche von 20 km2. Die Stadt wurde 750 aus nicht geklärten Gründen vollständig verlassen. Gespannt betraten wir am nächsten Morgen bei Toröffnung die antike Stätte. Die Baukunst und die Dimensionen lassen uns erstaunen. Die Sonnenpyramide misst 222 m x 225 m und ist 65 m hoch. Der Kern besteht aus 2 Millionen Tonnen Stampflehm und hat ein Volumen von 1 Million m3. Die Mondpyramide ist etwas kleiner und steht am  Nordende der Strasse des Todes. Von ihr aus hat man einen super Ueberblick über die gesamte Stätte. Das Museum zeigt im geschützten Raum prachtvolle Ueberbleibsel aus der Blütezeit der einzigen Metropole. Die Besucher nahmen stetig zu, dass sich vor den Pyramiden lange Schlangen bilden und nach 4 Stunden Stufenlaufen zog es uns weiter. Wir fuhren in nordöstliche Richtung zur nächsten antiken Stätte in El Tajin, was der Blitz heisst. Auch hier konnten wir auf dem Besucherparkplatz übernachten und starteten unsere Besichtigung wieder am Morgen bei Toröffnung. Die Sehenswürdigkeit hier ist die 25 m hohe und 1225 m2 grosse Nischenpyramide mit 365 fensterartigen Nischen die ein Sonnenjahr symbolisieren. 10 Ballspielplätze wo sportliche und rituelle Opferungen stattfanden sind in der noch kaum erforschten Anlage sichtbar.

Für den nahenden Jahreswechsel haben wir uns einen Platz am Golf von Mexico reserviert. Das Hotel mit Campingplatz heisst CocoLoco was verrücktes Huhn heisst und gehört dem Schweizer Martin Fischer. Bei eher trüben Wetter und starkem Wellengang bleibt Zeit für Gespräche mit anderen Weltenbummlern und die gute Küche von Martin. Wäsche machen, Wohnmobil reinigen, Serviceunterhalt und Hompage aktualisieren gehören auch zum Alltag und so vergehen die Tage schnell.


2. Teil

Der Jahreswechsel in Casitas verlief sehr ruhig. Wir genossen das gute Buffet bei Martin und vor Mitternacht wechselten alle Gäste zum Strand, wo ich das Lagerfeuer betreuen durfte. Der Gärtner hat nicht mit einem Schweizer Feuer gerechnet und nur wenig Holz bereitgestellt und so musste ich noch einiges zusammensuchen und angeschwemmte Stämme zersägen damit bis 01.30 Uhr das Feuer loderte. Wunschlichter wurden angezündet und in die dunkle Nacht auf ihre Reise entlassen, zum Anstossen wurden Cidre Flaschen entkorkt und die wenigen Raketen und Knallkörper erschreckten niemanden, denn durch die Wirtschaftskrise sei alles ruhiger und gemässigter geworden.

Am 3. Januar starteten wir wieder Richtung Westen und erreichten am frühen Abend  den Kratersee "Alchichica" auf über 2000 m Höhe. Die Landschaft mit dem aufsteigenden Nebel über dem See lässt sich mit Norwegen vergleichen. Die Nacht war kühl und im Süden sind weisse Bergspitzen sichtbar, den höchsten Berg Mexicos "Citlaltépeti" mit 5636 m können wir aus der Distanz nicht bestimmen. Ueber Puebla fahren wie weiter Richtung Mexico City, umfahren die flächenmässig grösste Stadt der Welt aber nördlich. Auf den Autobahnen kommen wir zügig voran, das hat aber in Mexico seinen Preis. Ein Tag Autobahn geht mit Fr. 35.00 - 45.00 heftig zu Buche, da sind unsere Fr. 40.00 pro Jahr einen Klacks. Die Strasse zu den Monarchfalter wird immer enger und schlechter, zudem bremsen uns die berüchtigten Topes stark aus. Kurz vor Dunkelheit suchten wir vor Angangueo einen Uebernachtungsplatz und bald darauf besuchte uns die Polizei und erklärte, dass wir hier nicht sicher stehen. Sie begleiteten uns ins Dorf und wiesen uns auf der Strasse einen Uebernachtungsplatz zu. Auf der anderen Strassenseite war ein freier Platz mit einem Weihnachtsbaum und wir fragten, ob wir nicht auf diesem Platz unsere Fahrzeuge abstellen können. Der Chef nahm Rücksprache mit seinem Chef und der wieder mit seinem Chef und nach 15 Minuten kam das o.k. Inzwischen ist unsere Bewachungsmannschaft auf über 20 Polizisten mit Schnellfeuergewehren angewachsen. Einige waren neugierig und wollten einiges wissen über unsere Reise. Beim "buenos noche" verabschiedeten sich alle mit Handschlag. Wir verbrachten eine weitere ruhige Nacht in Mexico und starteten am Morgen mitten im Dorf über eine unglaublich steile Rampe auf 3000 m Höhe zum "Santurio Mariposas Monarchas". Da wir zu den ersten Besuchern gehörten, erwischten wir einem gepflasterten Parkplatz umgeben von gepflegten und sauberen Verpflegungsständen. Mit einem Mexicanischen Frühstück im Bauch betraten wir den Nationalpark und lassen uns von Pferden zu den noch starren Monarchfaltern hochtragen. Es ist alles bestens organisiert und überwacht, man muss leise sein, darf nicht rennen und die Wege verlassen, auf dem Weg liegende Falter werden aufgenommen und daneben gelegt. Die einheimischen Helfer sind angeschrieben und Leute des WWF überwachen den Park. Grosse mächtige Tannen biegen sich von der Last Millionen Falter, die über Nacht sich auf ihnen niederlassen. Die Aeste  sind bedeckt und man sieht keine Tannennadeln - nur Falter. Sobald die Sonne sie aufgewärmt hat, fliegen sie los. Ich fühlte mich wie in einem Schneesturm, alles flattert. Die Monarchfalter kommen jedes Jahr aus Nordamerika und Canada und fliegen 200 - 300 km im Tag. Hier paaren sie sich und die Weibchen legen bis zu 150 Eier, aus denen in 7 - 10 Tagen eine Raupe schlüpft. Nach weiteren 7 - 10 Tagen verpuppt sich die Raupe und daraus schlüpft eine neuer Falter der dann den Sommer in Nordamerika oder Canada verbringt und im Winter wieder nach Mexico fliegt um seine Eier abzulegen. Ein gigantisches Schauspiel der Natur. Vor den Toren des Parkeingangs sind viele Stände aufgebaut. Einheimische verkaufen exotische Früchte aber auch herrlich schmeckende Erdbeeren, Brombeeren, Honig und allerlei Handwerk.

Wir fahren kurz 1000 Höhenmeter runter auf 2200 m und dann auf 3750 m Höhe am Vulkan Toluca. Hier übernachten wir und wollen uns an klimatisieren. Am Sonntag Morgen um 03.30Uhr beginnt schon der Rummel. Verkaufs- und Essensstände werden aufgebaut, Pick-ups mit Sitzbänken und Blachenverdeck stehen in Kolonnen bereit um Gäste auf den Berg zu fahren. Kurz nach 06.00 Uhr treffen die ersten Cars ein, die Leute stürmen an die Verpflegungsstände und rüsten sich mit Mütze und Handschuhen aus bevor es auf der sehr staubigen Strasse in die Höhe geht. Unser Versuch um 08.00 Uhr auch hoch zu fahren scheiterte, denn am Wochenende werden nur lizenzierte Pick-up durchgelassen. Am Mittag zählen wir 40 Cars und einige Hundert Autos. Ich genoss den Ruhetag und das grosse Geschehen am Berg. Nach einer weiteren kalten Nacht von minus 10 Grad stotterte mein Auto nach dem Start. Der mexicanische Diesel ist für diese Minustemperaturen nicht vorgesehen, aber nach kurzer Zeit lieferte der Motor wieder die volle Leistung. Kurz nach 09.00 Uhr konnten wir die Schotterpiste in Angriff nehmen und erreichten problemlos die Höhe von 4150 m. Ab hier ist Wintersperre und es ging zu Fuss weiter auf den Vulkan. Bei 4265 m stehen wir auf dem Kraterrand und überblicken den Sonnen- und Mondsee, bewundern den Neuschnee am gegenüber liegenden Hang mit seinem Gipfel auf 4680 m. Die dünne Luft scheint mir nichts anzutun  und so erklimme ich einen Nebengipfel mit 4405 m, was mein persönlicher Höhenrekord ist. Cirka 70 Leute standen im und auf dem Krater und wir waren froh, nicht am Sonntag hier oben gestanden zu haben, denn da musste es von Besuchern nur so wimmeln.

Unser nächstes Ziel ist Oaxaca, das wir nicht in einem Tag erreichen können. Unterwegs sehen wir vor den Tankstellen lange Kolonnen und wir fragten uns, was es hier gratis gibt. Am Abend mussten wir auch an eine Tankstelle und der Bertreiber erklärte uns, dass die neue Regierung Pipeline still gelegt hat weil die Mafia zu viel abzapfte und nun Engpässe bestehen. Er habe nur noch etwas Diesel, das was wir brauchten. Das Tankstellenpersonal fragte uns woher und wohin unsere Reise geht und sagt, wir sollen hier an der Tankstelle Uebernachten das sei sicherer. Da auch noch Autowaschen angeboten wurde und unsere Autos sehr verstaubt waren erkundigten wir uns nach dem Preis. Autowäsche aussen für Fr. 2.50 pro Fahrzeug konnten wir nicht abschlagen. Ein Mann mit Hochdruckreiniger und zwei Mann mit Bürste und Shampoo machten sich ans Werk. Schon ganz mexicanisch schauten Theo und ich mit einer Dose Bier in der Hand zu, das ist ganz normal hier, gleichviele Leute wie arbeiten stehen daneben. Als der Waschvorgang beendet war mussten wir unsere Fahrzeuge ganz an die Wand stellen, denn in der Nacht soll Benzin angeliefert werden. Um 23.00 Uhr kam tatsächlich ein Tanklaster und lieferte Benzin und ab 05.00 Uhr standen die Autos Schlange vor den Tanksäulen. Am nächsten Tag erfahren wir, dass mehrere hohe Beamte der Staatlichen Erdölgesellschaft verhaftet wurden und die Tanklaster nun mit Polizei- oder Militärbegleitung unterwegs sind. Unsere Weitfahrt auf der MEX 190 endete am Abend in Tamazulapam. Neben der grossen Sportanlage fanden wir einen Stellplatz. Kurz vor 22.00 Uhr kam die Polizei, erkundete sich über woher und wohin und fotografierte unsere Personalausweise. Sie werde diese Nacht zu unserer Sicherheit hier patrouillieren und das lässt uns wieder gut schlafen. Wir haben uns in Mexico noch nie bedroht oder unsicher gefühlt und Angst ist ein sehr schlechter Begleiter.
Am nächsten Tag erreichten wir die Stadt Oaxaca. Der iOverlander-Standplatz ist voll belegt aber die Besitzerin organisiert uns einen Platz in einem Privaten Park. Am Abend waren je ein Canadisches, Französisches, Deutsches und zwei Schweizer Fahrzeuge anwesend. Von hier erreichte ich den über 2000 Jahre alten Sabinobaum mit einem Umfang von 42 m, das ist Weltreckort. Zum Nachtessen treffen sich bei Kaninchen und Ziegenbraten neun deutsch sprechende Reisebummler, sehr viel Reisewissen fliest über den Tisch. Wäsche waschen und Wasser füllen gehören auch zum Wochenablauf und sind auch wieder fällig. Nach zwei Tagen geht's weiter zum versteinerten Wasserfall, Hierve el Agua, bei Mitla. Als hätte jemand den Schieber geschlossen und das Wasser abgestellt präsentiert sich der 30 m hohe aus Mineralienablagerungen entstandene Fels. Ganz wenig Wasser läuft in der Trockenzeit und in der obersten Sinterterrasse darf gebadet werden. Im grünlichen Wasser sind prachtvolle Ornamente aus Kalk sichtbar. Der Blick über die fantastische Gebirgslandschaft und ins Tal erweckt den Eindruck eines Traumes. Auf einem schönen aber steilen Weg umrunde ich mit Theo in 1½  Stunden die Attraktion. Auf der Weiterfahrt zum Pazific machten wir eine Pause in San Jose de Pacifico. Das Bergdorf ist ein Treffpunkt von Hippies und Anhängern der Esoterik. Hier wachsen Rauschpilze nach deren Genus man einige Stunden benebelt sein soll. Indiofrauen verkaufen selbst gestrickte Pullover, Mützen und Ponchos und der hier wachsende Kaffee schmeckt sehr gut. In Puerto Angel am Pazific finden wir einen schönen Strand und ein Hotel dessen Pommes-Frites wie zuhause schmecken. Die hohen Wellen im warmen Pazific sind ein Erlebnis, ich kämpfe mich durchs Wasser, lege mich auf den Rücken mit dem Kopf Richtung Meer und wenn eine grosse Welle kommt, strecke ich mich ganz durch. Ich werde von der Welle hoch gehoben, liege aber oben drauf bis sich die Welle überschlägt, dann geht's wie mit dem Lift senkrecht runter. Der schöne Sandstrand , die mit Palmblätter bedeckten Hütten, Jogakurse und die einzige FKK-Möglichkeit in Mexico zieht preisbewusste Junge und pensionierte Leute an. Im 7 km westlich gelegenen La Ventanilla machen wir eine Bootstour durch die Mangroven. Der Führer erklärt uns alles über Tierwelt, Pflanzen und Coperativo. 35 Familien leben vom Projekt den von einem Hurrikan zu 80 % zerstörten Mangrovenwald wieder aufzubauen. Die Bootstouren, Restaurants und Handwerk finanzieren das Projekt, 20'000 bis 30'000 Junge Mangroven werden aus der eigenen Zucht jedes Jahr eingepflanzt. Im seichten Wasser erblicken wir das erste junge Krokodil von 1m Länge, das 3 - 4 Jahre alt ist. Bei der Bootstour erleben wir einen Revierkampf zweier Männchen von über 4 m Länge. Das Wasser spritzt und schäumt und die beiden Leiber drehen sich. Kurz danach, Schnauze an Schnauze lassen sie ihre Körper Hör- und Sichtbar vibrieren als weitere Drohgebärde. Leguane, die Leibspeise der Krokodile, sehen wir viele. Die Weibchen sind grün, bis zu 70 cm lang und neugierig. Sie klettern in den Aesten und Zweigen, beissen in das Kameraobjektiv, sind aber auch gute Schwimmer. Das orange Männchen ist bis 1.20 m lang und herrscht über einen Harem von cirka 20 Weibchen. Schildkröten und viele Vögel, darunter Reiher und Kormorane  bewohnen ebenfalls die Mangrovensümpfe. Am späten Nachmittag genoss ich das Panorama von den umliegenden Hügeln mit Sicht auf die Mangroven, dem Meer und dem Strand. Der Strand ist teilweise ganz schwarz weil er Erzhaltig ist und somit sehr heiss wird und im Meer konnte ich die Luftsäulen von Walen sehen.
Die Fahrt der Küste entlang unterbrachen wir 50 km vor Salina Cruz um an den Strand "Flor del Pacifico" zu gelangen. Auf der schmalen und zugewachsenen Sandpiste schaffen wir es mühsam bis zum Strand. Die zusätzlichen Kratzer an den Seitenwänden zeugen vom richtigen Einsatz eines Allradwohnmobiles und werden als Lachfalten abgebucht. Beim Fischer und Restaurantbetreiber konnten wir uns einrichten und er präsentierte uns seinen Fang. Wir wählten eine Art Thunfisch den er uns grilliert, dazu gibt es rote Bohnen, gehackte Tomaten und Zwiebeln, alles schmeckt sehr gut. Abends um 22.00 Uhr starten wir mit dem Quad zur Schildkrötentour. Nach einiger Zeit entdeckten wir eine frische Spur im Sand und finden bald eine Meeresschildkröte beim Eier legen. Unser Guide öffnet die Grube etwas zwischen den Hinterbeinen damit wir die Eiablage und den Eierberg sehen. Die Eier sind so gross wie ein Tischtennisball und zerrbrechen auch nicht wenn sie aus 2 m Höhe auf den Sandboden fallen. Nach dem letzte Ei deckt die Schildkröte mit den Hinterbeinen  alles mit Sand zu, sie stemmt sich auf die Beine und lässt sich hörbar fallen um den Sand anzupressen, danach kehrt sie ins Meer zurück. Etwas später finden wir die ersten jungen Schildkröten dieser Saison. Wie das Wasser einer Quelle sprudeln sie aus dem Sand, der Guide zählt und hilft den restlichen aus der Tiefe, damit wir alle ans Wasser tragen können und sie somit den ersten Feinden entkommen sind. Die Saison der Eiablage ist November und Dezember mit mehreren hundert Tieren pro Nacht. Jede Schildkröte legt cirka 80 Eier in eine Grube von 40 - 50 cm Tiefe. 45 Tage später schlüpfen die jungen Schildkröten gemeinsam in der gleichen Nacht, krabbeln  sich an die Oberfläche und beginnen den Marsch zum Meer. Die Eier und die Jungtiere haben viele Feinde. Etliche junge Männer befinden sich am Sandstrand um mit den Delikatessen gutes Geld zu machen aber auch verwilderte Hunde, Geier und Möwen wissen was gut schmeckt.
Es war unglaublich und ich getraute es mir nicht davon zu träumen, die Eiablage und das schlüpfen von Jungen Meerschildkröten in der gleichen Nacht erleben zu dürfen.


Total gefahrene km seit Reisebeginn 42'850

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