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Wood Buffalo National Park und Northwest Territories  26. Juni - 6 Juli 2018

Die Fahrt durch den Norden von Alberta ist nichts spektaktuläres. In Hinton beginnt der Horn Highway 40 und führt zuerst durch grosse Ackerflächen die dann bald von Wald abgelöst werden. Die Strasse ist erstaunlicher weise sehr gut ausgebaut und ab Grande Cache eine richtige Rennstrecke. Bald entdecke ich den Grund, grosse Bohrtürme und abfackelndes Gas sind Zeugen wer hier das Sagen hat. Die gute Strasse hat auch die Holzindustrie angezogen und so werden riesige Waldflächen für die Nutzung erschlossen.

Grande Prairie mit 70000 Einwohnern ist das Wirtschaftszentrum. Unglaublich was da an Sattelschleppern durch die Stadt fahren. Auch Einkaufscenter, Tankstellen, Bierstore, Banken und viele mechaniche Betriebe säumendie 4-spurige Hauptstrasse. Beim Walmart stehen am Abend über 20 Wohnwagen und Wohnmobile und füllen noch die Vorräte, um am nächsten Tag auf den Alaska Highway zu starten. Ich aber fuhr nordwärts nach Grimshaw um den Mackenzie Highway unter die Räder zu nehmen. Der ganzen Strecke entlang wird nur Ackerbau betrieben. Nördlich von Grimshaw begleitet mich nur noch Wald oder Steppe. Da ich über die Versorgung in den abgelegenen Gebieten nicht informiert bin wird das erste mal Vollgetankt, 180 l Diesel, das reicht für 1300 km. Mit erstaunen stellte ich fest, dass jeder grössere Ort ein Einkaufscenter mit frischem Gemüse und Früchte hat und je weiter nördlich umso billiger der Diesel ist. Die Strasse ist durchwegs asphaltiert mit einer Baustelle von 40 km Länge wo der Belag ersetzt wird.

Beim 60 Breitengrad fängt Northwest Territories an. Eine Provinz mit 45000 Einwohnern, die Hauptstadt ist Yellowknife mit 22000 Einwohnern und einer Fläche von unglaublichen 1'346'100 km2.  Im Wald versteckt begleitet mich schon längere Zeit der Hay River, der ein tiefes Tal eingefressen hat und beim Alexandra Falls 23 m in die Tiefe stürtzt. Im Ort Hay River fliesst er in den Gret Slave Lake, der fast so gross ist wie die Schweiz und im Winter zugefriert. Der Ort Hay River mit 3800 Einwohnern verfügt auch über Einkaufszentrum, Tankstellen, Fischereihafen, Eishalle, Banken und ein deplaziertes 16 stöckiges Hochhaus. Hier kaufe ich nochmals Mückenschutz, denn schon hier sind die Biester mehr als lästig.

Ueber die 285 km lange Wood Buffalo Route gelangt man nach Fort Smith, dem Verwaltungszentrum des National Parkes. Der Park ist grösser als die Schweiz und hat nur eine Strassenzufahrt. Die grösste Anzahl wilder Bisons lebt hier. Neben den über 5000 Bisons gibt es Elche, Braun- und Schwarzbären, Wölfe, Luchse und im grossen Delta des Athabasca Rivers viele Enten, Gänse, Kraniche und Pelikane. Bei halber Strecke dachte ich wo sind denn diese vielen Bisons und schon standen in einer Senke 40 Bisons mitten auf der Strasse. Die Kälber wurden gesäugt und die Jungbullen führten heftige Rangkämpfe aus und einige wälzten sich am Strassenrand. Die Meisten zeigten mir jedoch nur den Hintern, denn ich durfte 20 Minuten hinter ihnen herfahren bis sie die Strasse wieder frei gaben. Danach sah ich noch einige einzelne mächtige Bullen entlang der Strasse. In Fort Smith ist der Campingplatz schön in einem Park angelegt und Queen Elizabeth genannt da sie hier schon auf Besuch war. Am 1. Juli, dem Canada Day, ist eine grosse Parade im Dorf angesagt, was jedoch mehr nach einem Fasnachtszumzug aussah. In der Eishalle gab es danach eine Ansprache, Kinderspiele und viel Süsses. Dabei viel auf, dass vorwiegend Indianer und Mischlinge sehr übergewichtig sind. Am Abend waren die nicht kanadischen Campinggäste zum Stockbrot backen eingeladen, dabei schwärmte die Verwalterin vom Peace Point, den wir unbedingt besuchen müssten. Am nächsten Morgen startete ich zur 120 km langen Schotterpiste nach Peace Point. Auf dem Weg sah ich wieder grosse Bisonherden einige Schwarzbären und Millionen von Mücken. Wenn ich aus dem Auto stieg, war ich in Sekunden von  Mücken zugedeckt und mit jedem Tür öffnen waren wieder viele mehr im Wohnmobil. Der elektrische Tennisschläger ist da super, wenn die Viecher mit ihm in Berührung kommen, werden sie sofort grilliert und können entsorgt werden. Bei Regen erreichte ich Peace Point am Peace River. Einige verfallene Hütten und ein Picknickplatz über dem Fluss waren alles. Das Wort schön hat vermutlich in der Sprache der Ureinwohner eine andere Bedeutung, vielleicht eher spiritueller Art. Die Wanderung zu einem See mit grossen Steinen im Uferbereich und das Karsttal mit vielen Höhlen und einem mähdernden Fluss entschädigten die lange Fahrt.

Das nächste Ziel ist Yellowknife cirka 700 km entfernt. Die ganze Strecke verläuft im Wald, teilweise grün und grosse Teile abgebrannt. Vor Edzo sichte ich über 100 Bisons. Die Strasse ist bis hier in sehr gutem Zustand, aber die letzten 100 km bis Yellowknife waren fürchterlich. Schlaglöcher am Laufmeter, dann wieder Schotterpiste mit starkem Wellblech und viel Staub.  Yellowknife macht einen modernen Eindruck, mehere Hochhäuser, grosse Einkaufscenter und die nahmhaften Hotelketten sind vertreten, einem Flughafen und Lichtsignale und Parkuhren. Ab hier werden im Winter auf den Ice Routes die Diamant- und Goldminen mit allen möglichen Gerätschaften versorgt. Auch die TV-Sendung "Ice Route Trucks" wird hier aufgezeichnet und die abenteuererprobten Fahrer können in 3-4 Monaten ihren Jahresgehalt verdienen. Das Mienenpersonal wird ab hier mit Kleinflugzeugen und Helikoptern aus- und eingeflogen. Der Ingraham Trail verläuft östlich bis zum Beginn der Ice Route und ist mit vielen Badeseen und Felsvormationen sehr schön. Die Wanderwege sind infolge Hochwasser noch geschlossen.

Nun geht es wieder 320 km zurück und dann 280 kmwestlich auf dem Mackenzie Highway nach Fort Simpson. Die Strecke ist ohne jedliche Versorgungsmöglichkeit. Der Mackenzie Highway ist grösstenteils Schotterpiste mit leichtem Wellblech und kleinen Schlaglöchern. Die ideale Geschwindigkeit ist 80 - 90 kmh, dann rüttelt es am wenigsten wenn man fast über das Wellblech fliegt. Vor Fort Simpson überquere ich eine kostenlose Fähre. Feste Anlegestellen gibt es keine weil der Fluss sehr unterschiedliche Wasserstände hat. Mit einem grossen Pneulader wird am Ufer eine steile Rampe erstellt um auf die Fähre zu gelangen und die schweren Trucks werden auch mit dem Pneulader die Uferböschung hochgezogen. Fort Simpson mit 1300 Einwohnern gilt als Tor in den einsamen Norden und hat eine komplette Infrastruktur inklusive Flughafen und Spital. Früher war es Umschlagplatz für den Pelzhandel und heute werden ab hier Minen versorgt.

60 km südlich von Fort Simpson zweigt der Liard Trail nach Westen ab. Er führt über Fort Liard zum Alaska Highway. In Fort Liard wird handgefertigte Indianerkunst verkauft. Die Dosen und Behältnisse aus Birkenrinde mit schönen Strickereien sehen sehr toll aus. Der Liard Trail ist 430 km lang und führt nur durch Wald. Bis zur Grenze von British Columbia ist es eine Schotterpiste, die restlichen 170 km bis zum Alaska Highway neue Alphaltstrasse. Auf dem ganzen Weg kamen mir 7 Fahrzeuge entgegen und 3 überholten mich. Und jetzt bin ich wirklich mit dem eigenen Wohnmobil auf dem Alaska Highway unterwegs.



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